Josefine Preuß über Bülent Ceylan, Klein-Mädchen-Träume und das Kino

Ritterschlag für den Monnemer Türk

Foto: Bernd Spauke

Fan-Premiere für den ersten Spielfilm mit Bülent Ceylan im Mannheimer CinemaxX:

Ein zierliches Wesen, kaum größer als ein Schulmädchen in der sechsten Klasse, stöckelt pfeilschnell über den roten Teppich im Foyer, direkt auf Bülent Ceylan zu, der gerade mit Fans vor der Handy-Kamera posiert.

Küsschen rechts, Küsschen links, eine herzliche Umarmung. Allen, die diese Szene vor wenigen Wochen in dem frisch renovierten und hochgestylten Mannheimer Filmpalast gesehen haben, war klar:

Die beiden mögen sich, die beiden schätzen sich. Josefine Preuß, der Star aus „Schloss Einstein“ und

„Türkisch für Anfänger“, war in Bülents Film „Verpiss dich, Schneewittchen“ der altgediente Schauspielprofi

neben dem Monnemer Türk. Ihr Urteil über Bülent: Er ist wunderbar.

Carpet Rouge hat mit Josefine Preuß gesprochen.

Fotos: Bernd Spauke, Thomas Lohnes

 

Kennen Sie Bülent Ceylan schon lange?

Josefine Preuß: Gar nicht. Ich kannte ihn nur durch seine Bühnenprogramme als Comedian.

Da habe ich immer gerne reingeschaut, weil ich seine Art von Humor sehr mag. Er kann

sehr über sich selber lachen und ist zugleich ein großes Sprachrohr für die deutsch-türkische

Community. Und er legt auch mal den Finger in die Wunde, was ich mag. Wir haben uns

aber tatsächlich erst in der Vorbereitung auf den Film kennengelernt. Wir haben eine erste

Leseprobe zusammen gemacht.

 

Wie war Ihr erster Eindruck?

Josefine Preuß: Ich war sehr erstaunt. Bülent, wenn man ihn privat kennenlernt, wirkt fast

schon schüchtern, ist sehr zurückhaltend. Der hatte so gar nichts mit dem Bülent auf der

Bühne zu tun. Das habe ich mittlerweile schon bei mehreren Comedians bemerkt, dass die

privat viel, viel ruhiger sind als öffentlich. Bülent war ein sehr, sehr angenehmer Kollege.

Es hat sehr viel Spaß gemacht, wir haben uns sehr gut anfreunden können.

 

Wer hat euch zusammengebracht?

Josefine Preuß: Die Idee, mich für diesen Film zu besetzen, kam von Oliver Berben von

Constantin Film, er ist der Schuldige.

 

Sie werden zitiert damit, dass Sie die Arbeit an dem Film „Verpiss dich, Schneewittchen“

als „verrückt, wild, innovativ, bunt, rockig, türkisch und aufregend“ empfunden haben.

Josefine Preuß: Definitiv, alles und noch viel, viel mehr. Das  gibt die Stimmung in dieser Produktion wieder.

Es war ein buntes Potpourri, schon von der Geschichte her: Ein Musiker,

der in einem Hamam arbeitet, träumt davon, Rockstar zu werden, und er stellt mit seiner kleinen Schwester die

verrückteste Band aller Zeiten auf die Beine. Schon die Geschichte gibt viel her, dann die vielen Kollegen: Schauspieler, YouTuber, Influencer. Es ist ja gerade eine neue Zeit:

Die „Digital Player“ kommen in das Medium Film. Das ist sehr, sehr aufregend und sehr bunt.

 

Sie sind ja schon lange im Filmgeschäft. Wurde deutlich, 

dass es für Bülent Ceylan das erste Mal, der erste Film

war?

Josefine Preuß: Jein. Er hat sich da wirklich reingehängt, er war jeden Tag am Set, hatte davor Schauspielunterricht genommen, auch sein Schauspielcoach war jeden Tag am Set.

Er hat sich da auch von uns gut auffangen lassen, mit Tipps und Ratschlägen.

Ich würd' sagen, ab dem zweiten Drittel der Drehzeit hätte man gedacht: Der hat schon mehrere

Filme gedreht. Das hat wirklich wunderbar geklappt.

 

Das klingt, als wären Sie ein Bülent-Ceylan-Fan geworden!

Josefine Preuß: Ja, unbedingt. Zur Vorbereitung habe ich mir seine Programme angeschaut und ich finde es unglaublich, wie Stand-up-Comedians innerhalb von Sekunden auf der Bühne, live vor Publikum, switchen können. Er bringt ja Charaktere auf die Bühne, sei es der Harald, sei es die Anneliese.

Das sind eigentlich die krassesten Schauspieler, die schnell auf der Bühne vor Publikum von Stimmung

zu Stimmung wechseln können. Ich ziehe meinen Hut, er ist wunderbar.

 

Sie spielen gerne starke Frauen. Was macht für Sie eine starke Frau aus?

Josefine Preuß: Eine starke Frau darf auch Schwächen zeigen.

Aber das würde ich gar nicht mal am Geschlecht

festmachen. Starke Frauen sind Frauen, die eine Meinung haben, die sie vertreten. Frauen, die Rückgrat beweisen

und die dabei bleiben. Das sind für mich starke Frauen.

 

Wollten Sie schon immer zum Film?

Josefine Preuß: Meine Großeltern und meine Eltern sagen:

Ja. Ich kam wohl raus und habe gleich immer was vorgespielt. Ich kann mich aber auch an meine Klein-Mädchen-

Träume erinnern. Ich wollte mal Archäologin werden oder Gerichtsmedizinerin. Ich wollte mal Clown werden.

Irgendwann musste ich mir nicht mehr die Frage stellen, was ich werden wollte,

denn ich hatte schon parallel zur Schule gedreht, die Kinderserie „Schloss Einstein“.

Und dann ging es ja mit großen Schritten und „Türkisch für Anfänger“ weiter.

Das war dann einfach so. Ich war irgendwie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe mich

irgendwann nicht mehr entscheiden müssen. Ich hab's einfach gemacht.

 

Gab's Vorbilder? Haben Sie sich an jemandem ein Beispiel genommen?

Josefine Preuß: Ich habe als Kind die Liselotte-Pulver-Filme verschlungen –

und das merke ich immer noch bei meinem Spiel.

Ich gucke auf die alte Spielart, immer ein bisschen übertrieben, overacting. Mein Gesicht ist ein offenes Buch,

vom dem man jede Emotion ablesen kann. Das hat mich geprägt. Ich weiß nicht, ob ich das Vorbild nennen soll.

Ich hab' so mein Problem mit Vorbildern … Meryl Streep und Helen Mirren sehe ich schon mein ganzes Leben und ich hoffe, die machen noch viele tolle Filme.

 

Was fasziniert Sie am Filmemachen?

Josefine Preuß: Das Geschichtenerzählen. Menschen für eine kurze Zeit in eine Fantasiewelt zu entführen, Menschen zu berühren, Menschen zum Lachen oder zum Weinen zu bringen, das ist unser Beruf.

 

Sind Sie mit dem Fernsehen aufgewachsen oder eher mit dem Kino?

Josefi ne Preuß: Ich bin sehr, sehr oft ins Kino gegangen und gehe immer noch gern und viel ins Kino.

Ich behaupte auch: Das Kino ist nicht tot. Ich glaube aber, wir müssten wieder zurück zu diesem Event,

zurück zu dem Kino, wie wir es von früher kennen: Man ist zusammen ausgegangen, hat sich verabredet,

ist vorher was Essen gegangen, dann ins Kino. Kino war immer ein Highlight.

Das haben wir verlernt oder vergessen. Wir haben heute sehr viele schnelle Medien.

Aber ich finde, bestimmte Filme sind nur für die Leinwand gemacht und die funktionieren auch nur auf der großen Leinwand, mit tollem Sound und natürlich mit der Atmosphäre „Kino“, wenn andere Menschen drin sitzen.

 

Da gehen Ihnen ja richtig die Emotionen durch…

Josefine Preuß: Ja, Kino ist toll. Kino ist ein Highlight.

 

Das heißt, alles, so wie es sein soll: roter Teppich, Herrschaften, die Karten abreißen …

Josefine Preuß: Genau! Und Popcorn und dieser Geruch.

Und dann geht der Vorhang auf und man sieht vorab Trailer von Sachen, die man sich in den nächsten Wochen anschauen muss. Einfach toll. Da krieg' ich richtig Lust, gleich ins Kino zu gehen.

 

Haben Sie einen Lieblingsfilm oder Filme, die sie jedem empfehlen?

Josefine Preuß: Ich habe so ein paar Evergreens, „Forrest Gump“ zum Beispiel, eine wunderbare Geschichte. Tom Hanks mag ich sehr gerne, aber auch „Apocalypse Now“ oder „Der Pate“ und „Once upon a time in America“.

 

Was kommt als nächstes?

Josefine Preuß: Im Herbst wird im ZDF der Film „Schattengrund“ ausgestrahlt von Elisabeth Herrmann,

ein Buch das verfilmt wurde.

Und dann geht es dieses Jahr höchstwahrscheinlich mit meiner „Lotta“-Reihe im ZDF weiter.

Da haben wir schon sechs Folgen gedreht und es sieht so aus, als ob das weitergeht.

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