Eine Begegnung mit Milan Peschel

Vom Privileg, ein erfolgreicher Künstler zu sein

Foto: Thomas Leidig

Wenn auf einen Filmstar das Wort „unkapriziös“ zutrifft, dann auf Milan Peschel. Die Begegnungen und Gespräche

mit dem Berliner zeichnen sich durch nüchterne Direktheit aus. Und dieser Eindruck wird durch den unverhohlenen

Berliner Dialekt noch verstärkt. Klar wird immer auch: Milan Peschel versteht sich als Schauspieler

und Theatermann. Seine Statements sind in gewissem Sinne zeitlos. Carpet Rouge traf Milan Peschel im Foyer

des Theaters von Heidelberg.

Sie sind bei drei großen Produktionen dabei, die in diesem Jahr auf den Leinwänden zu sehen sind: „Der

Hauptmann“ und „Jim Knopf“ laufen schon; „Klassentreffen“von und mit Til Schweiger kommt im Herbst.

Das ist ein breites Spektrum: vom kritischen Nazi-Drama über einen Kinderfilm bis zur Komödie.

Wie kommt man zu so vielen unterschiedlichen Engagements?

Milan Peschel: Na ja, ich bin gefragt worden. So 'ne Frage können Ihnen die Regisseure wahrscheinlich besser

beantworten. Ich kannte weder Robert Schwentke noch Til Schweiger. Die Empfehlung kam wohl letztlich

von den Casterinnen und Til Schweiger hat sich ein paar Filme von mir angesehen.

 

„Der Hauptmann“ ist ja eher eine schwere Rolle …

Milan Peschel: Jede Rolle ist schwer.

 

Ich meinte, vom Thema her.

Milan Peschel: Ja, der Film hat ein schweres Thema, auf jeden Fall.

 

Für „Jim Knopf“ und „Klassentreffen“ passt eher das Attribut „unterhaltsam“.

Ist das die Bandbreite, die Milan Peschel gerne bespielen möchte?

Milan Peschel: Ist doch klar, dass ich 'ne möglichst große Bandbreite bespielen möchte.

Ich möchte immer wieder neue Aufgaben haben. Ich möchte nicht immer wiederholen, was ich schon kann oder schon gemacht habe. Ich möchte neue Grenzen überschreiten. Ich möchte meinen Horizont erweitern,

auch meinen spielerischen.

 

Sie arbeiten an vielen Orten. Das bedeutet auch, in

Hotels zu leben und aus persönlichen Lebenszusammenhängen

herausgerissen zu werden. Ist das nicht blöd?

Milan Peschel: Dafür bin ich, zum Beispiel in Heidelberg am Theater, in neuen Zusammenhängen.

Ich mag ja die Leute, mit denen ich hier arbeite. In Hannover habe ich kürzlich „Mefisto“ von Klaus Mann inszeniert

und in Berlin spiele ich seit Dezember den Wilhelm Voigt im „Hauptmann von Köpenick“.

Ich mach' das Beste aus meiner Zeit. Ich mache, was mir am Herzen liegt.

Das ist nicht Arbeit, das ist Leben. Ich bin in der glücklichen, luxuriösen Lage, Dinge tun zu dürfen, die

mir Spaß machen, und damit mein Geld zu verdienen.

Dieses Privileg hat nicht jeder.

 

Welchen künstlerischen Anspruch hat Milan Peschel an sich selbst?

Milan Peschel: Ich mag schon gerne Leute unterhalten, zum Lachen, zum Nachdenken bringen.

Ich möchte Menschen berühren. Ich glaube, das möchte jeder, der sich auf eine Bühne stellt oder Bühnen benutzt,

um zu inszenieren. Ich meine, Unterhaltung im besten Sinne, ich stehe für das Rauschhafte in unserem Beruf,

das manchmal seine Macher und seine Zuschauer nahezu überfordert. Das, was ganz viel für die Sinne bietet.

Da hassen sich Menschen, da lieben sich Menschen, da machen Menschen Musik –

und alles passiert gleichzeitig, nebeneinander. Das ist Leben.

 

Wann sind Sie gerne nur Schauspieler?

Milan Peschel: Wenn der Regisseur gut ist. Was nutzt es mir, einen Hamlet zu spielen bei einem Regisseur,

den ich sterbenslangweilig finde? Das bringt mir überhaupt nichts.

Für mich ist die Begegnung mit den Menschen wichtig.

 

Haben Sie eine Meinung zum Konzept der Filmförderung in Deutschland?

Milan Peschel: Da kann ich nicht viel dazu sagen. Das machen eher die Produzenten.

Ich finde es nur immer bemerkenswert, wenn ich höre, dass Leute ohne staatliche Filmförderung trotzdem einen Film auf die Beine gestellt kriegen und da auch gute Sachen dabei herauskommen.

Beim „Hauptmann“ war zum Beispiel keine deutsche Fernsehanstalt dabei. Das finde ich ziemlich skandalös.

 

Wer hat Sie künstlerisch beeinflusst?

Milan Peschel: Das waren so Leute wie Charly Chaplin, Buster Keaton, Stan Laurel,  Oliver Hardy

oder Woody Allen. Frank Castorf, mein langjähriger Intendant an der Volksbühne,  hat mich extrem geprägt;

auch Mitspieler wie Henry Hübchen oder Bernhard Schützwaren wichtige Einflüsse für mich.

 

Was assoziieren Sie mit dem Stichwort „Kino“?

Milan Peschel: Kino bedeutet halt große Leinwand. Auf 'ner großen Leinwand kann man viel mehr Film genießen. Im Kino hat man dieses gemeinsame Erleben, auch mit anderen Menschen.

Ich freu' mich jedes Mal, wenn ich meine eigene Bequemlichkeit überwinde, einen Schritt rausmache und ins Kino gehe.

 

Die Fragen stellte Herbert W. Rabl. 

 

 

»Ich möchte Menschen berühren.

Ich glaube, das möchte jeder,

der sich auf eine Bühne stellt …«

Foto: Hagen Keller

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